Die nebenstehende Karte zeigt, in welchen Gebieten welche Sorte DOC-Status erhalten kann. Im südlichen Piemont sind das vor allem Barbera, Dolcetto, Nebbiolo und natürlich Moscato. Leider ist die Karte nicht vollständig, beispielsweise fehlt der von uns sehr geschätzte Ruché.
Der Nebbbiolo hat das Prestige des Piemont geprägt, aber getrunken haben die Piemonteser Barbera, mit dem etwa die Hälfte der Rebflächen bestückt ist. Jahrzehntelang lieferte die Barbera-Traube höchste Hektarerträge – und schlichteste, oft recht saure Weine Der Tiefpunkt war Mitte der 80er Jahre mit dem Methanolskandal erreicht, als kriminelle Abfüller billigsten Barbera mit Methylakohol »veredelten;« 20 Menschen starben. Es gab aber schon damals junge Winzer, die auf eine Umkehr hinarbeiteten und Barbera von hoher Qualität erzeugten. Sie erkannten, dass im Barbera ein ungeheures Potential steckt. Aus der Rebe lassen sich junge, spritzige Weine, als auch körperreiche Lagerweine mit fruchtiger Säure produzieren. Ein Barbera Superiore war meist im Holzfass, wenn nicht sogar im Barrique. Während Barbera d'Alba in den letzten Jahrzehnten eher auf »internationalen Geschmack« getrimmt wurde, gibt es bei Barbera d'Asti interessante Entwicklungen. Weine aus uralten Reben, ertragsreduziert angebaut, die zu dichten Weinen mit Kirsch- und Pflaumenaromen ausgebaut werden.
Die meisten kennen Nebbiolo als die Rebsorte, aus der Barolo (und
übrigens auch der Barbaresco) hergestellt wird. Nebbiolo liefert tanninreiche Weine, die lange reifen müssen. Der Name wird von »nebbia« (Nebel) abgeleitet – manche sagen, weil die Beeren bei Vollreife einen weißen Belag haben, manche sagen, weil diese dickschalige, kleinbeerige
und spät reifende Sorte nur gut wird in den Morgennebeln des Piemont... Nebbiolo-Weine haben jedenfalls große Jahrgangsschwankungen, je nachdem, wie der Herbst ausfällt. Nebbiolo gedeiht nur auf kalkhaltigen Mergelböden auf steilen Süd-oder Südwestlagen – wie in der Gegend um Alba.
Anfang 2004 wurde bekannt, dass Nebbiolo mit der Sorte Freisa verwandt ist. Die gleiche Untersuchung lässt darauf schließen, dass die italienische Sorte Freisa ihrerseits von der Sorte
Viognier abstammt.
ist eine rote Rebsorte, die in Italien vor allem im Piemont angebaut wird. Übersetzt heißt Dolcetto »der kleine Süße« (er ist aber keineswegs süß, sondern ziemlich trocken!). Es ist der normale Trinkwein, der nicht viel Alterungspotential hat (ein Jahr in der Flasche liegen lassen, im nächsten Jahr dann trinken). Im Glas intensiv rubinrot mit leichter Tendenz zu Granat-Tönen in der Alterung. Trocken und weich ausbalanciert, mit angenehmer, leicht bitteren Mandelnote. Wikipedia: »Einige Experten vermuten den Ursprung der Traube in Frankreich, wahrscheinlicher ist jedoch ihr Ursprung im Monferrato um das Jahr 1000. Die systematische Kultivierung darf im Mittelalter angenommen werden. Vom Monferrato fand die Sorte schnell Verbreitung nach Westen, so u.a. nach Ligurien (wo die Sorte oft Ormeasco genannt wird) und in die Gegenden um Mailand und Piacenza.« Es gibt sechs DOC- bzw. DOCG-Regionen: Dolcetto d’Acqui, Dolcetto d’Alba, Dolcetto d’Asti, Dolcetto di Diano d’Alba, Dolcetto di Dogliani, Dolcetto d’Ovada.
Nach dem Edelwein und dem »Massenwein« nun drei Raritäten – nach wie vor ist der Grignolino in Deutschland kaum zu kriegen, der Pelaverga fast unbekannt und der Ruché selbst in Italien ein absoluter Geheimtipp.
ist eine typische Piemont-Rebe. Wie man seit kurzem weiß, ist sie sowohl mit Viognier als auch mit Nebbiolo verwandt. Kräftige Säure, hoher Anteil an Tanninen. Daraus werden leicht schäumende sortenreine Rotweine mit Restsüße produziert, aber auch Tafelweine mit eigenwilligem Geschmack.
ist ein heller, erfrischender Rotwein, fast Rosé, der jung und kühl am besten trinkbar ist; passt super zu Vesper und Suppen, aber auch zu Risotto und Agnolotti, zu hellem Fleisch und zu würzigen Fischgerichten – die beste Kombination ist wahrscheinlich mit gekochter Salami (salame cotto). Leute, die auf »moderne Weine« mit ihrem Weltgeschmack abfahren, werden dem Grignolino nicht viel abgewinnen können; er hat eine unaufdringliche Eleganz und typischerweise deutliche Pfeffertöne. Angebaut wird er in den Provinzen Cuneo, Alessandria und Asti. DOC-Appellationen sind »Grignolino del Monferrato Casalese« und »Grignolino d'Asti«. Manche bezeichnen den Grignolino als den «Anarchisten des Monferrato»: »Ein guter Grignolino zeigt sich in einem hellen Rubin ohne violette Schattierungen. Seine Frucht erinnert vor allem an reife Trauben. Als echten Piemontesen kann man den Wein oft nicht im ersten Anlauf entdecken, nicht in der Nase, nicht im Mund: Man sollte ihn wenigstens zwei- oder dreimal probieren, da der zarte Rotton in Verbindung mit viel Tannin und sehr trockenen und würzigen Eindrücken im Mund im ersten Moment eine gewisse Perplexität auslöst. In der Nase kann man Himbeeren riechen und Hagebutte, weißen Pfeffer, Gewürznelken und im Komplex nimmt man auch eine »wilde« Note wahr, eher von einer Wald- als einer Kulturpflanze. Nicht umsonst definierte Veronelli diesen Wein als anarchistisch. Das Tannin des Grignolino rührt von den kleinen Beeren her, die wenig Fruchtfleisch enthalten und viele Kerne – bis zu fünf – die während der Gärung Tannin abgeben. Um weichere Weine zu erhalten, trennen einige Produzenten während der Alkoholgärung einen Teil der Traubenkerne vom Most. Die Kerne sind allerdings auch Sitz einiger Würzaromen, die einen Teil der Typizität dieses Weins ausmachen. Der vom Tannin geprägte Abgang ist oft nachhaltiger als jener der auf demselben Land hergestellten muskulöseren Barbera-Weine.« (wein-plus.eu)
Verduno Pelaverga ist eine rote, spätreifende Rebsorte aus dem Piemont, im Glas hell-rubinrot. Bis ins Mittelalter war die Sorte sehr weit verbreitet, wurde dann aber durch die Rebsorten Barbera und Nebbiolo verdrängt. Ähnlich pfeffrige Noten wie beim Grignolino, aber mehr Struktur. Das Anbaugebiet des Pelaverga ist klein, lediglich 16 Hektar. Denn der Pelaverga-Rebstock stellt ebenso hohe Anforderungen an die Lage wie der Nebbiolo – und Nebbiolo bzw. Barolo lässt sich sehr viel einfacher und sehr viel teurer verkaufen! Der Pelaverga ist ein äußerst reizvoller Wein, kompletter als Barbera, feiner als Dolcetto... Seit 1995 hat er den DOC-Status, damals produzierten sechs Winzer 40.000 Flaschen im Jahr; heute sind es 13 Produzenten, die jährlich 140.000 Flaschen abfüllen. Der große Aufschwung begann 2003.
ist ebenfalls eine rote Rebsorte. Aktuell sind weltweit ca. 100 Hektar
bestockter Rebfläche bekannt, er ist aber trotzdem noch weniger bekannt
als der Pelaverga, und das DOC-Gebiet umfasst nur 15 Hektar Rebfläche.
Nachdem die rare Sorte nahezu verschwunden war, wurden in den 1970er
Jahren Aktionen zur Wiederanpflanzung gestartet. Die Bemühungen führten
schließlich zur Einführung einer kleinen DOC mit dem Namen Ruchè di
Castagnole Monferrato. In den letzten Jahren hat er deutlich aufgeholt,
und der «Guida dei Vini Italiani« hat einen Ruché di Castagnole
Monferrato 2010 unter 12.000 italienischen Weinen zum Wein des Jahres
gewählt.
Ein faszinierender, sehr aromatischer Wein mit einer betörenden Aromatik
(extrem floraler Duft, der häufig an Rosen erinnert) und einer
unglaublichen Struktur. Eine Bombe zu rustikalem Essen wie Kalbskopf,
Kuddeln, zu geschmackvollen Käsesorten, zu Wildgerichten, zur Bagna
cauda – aber auch ein super Wein, einfach zum so Trinken und Genießen...
gibt es auch im Piemont... zum Beispiel:
Typische Rebsorte des Piemont, aus der leichte trockene Weißweine gekeltert werden, aber auch berühmte Weine wie Gavi oder Bianco di Custoza.
Alte Weißweinsorte. Der Name bedeutet im lokalen Dialekt »die kleine Schwierige«. Wurde lange Zeit vor allem mit Nebbiolo verschnitten. Erst seit den 90er Jahren als eigenständiger säurearmer Weißwein in den Langhe und insbesondere dem kleinen Gebiet Roero produziert. Aromen von grünem Apfel, Melone, Mandeln...